Die Hinrichtung eines unschuldigen Demonstranten unmittelbar nach den erfolgreichen dreitägigen Protestaktionen und Streiks am 6., 7. und 8. Dez. 2022 im ganzen Land ist keine bloße Hinrichtung eines politischen Gefangenen. Sie ist die Hinrichtung einer unschuldigen Geisel. Mohsen Schekari war, wie weitere zwanzig- bis dreißigtausend weitere Demonstranten, bei einer friedlichen Demonstration festgenommen worden. Weitere fünf Gefangene wurden inzwischen ebenfalls zum Tode verurteilt, weil sie angeblich einen paramilitärischen „Bazidji“ getötet haben sollen. Nicht nur sie warten auf ihre Hinrichtung, sondern auch Tausende weitere unschuldige Menschen befinden sich in Geiselhaft. Sie wurden entweder prophylaktisch festgenommen oder gekidnappt. Alle sind ein Faustpfand, das das Regime wie eine Besatzungsmacht zur Abschreckung hinrichten will. Ihr Leben hängt, seiner Meinung nach, von der Reaktion der Weltöffentlichkeit und der Protestierenden ab. Das Regime kommuniziert also mit diesen Hinrichtungen mit den Protestierenden, die sich durch keine der blutigen Gewalttaten des Regimes haben einschüchtern lassen: entweder hört auf zu demonstrieren, oder es werden weitere Geiseln hingerichtet.
Da die Protestierenden nicht aufhören können, weil dies eine blutige Säuberung im ganzen Land zur Folge haben wird, hängt das Leben der Geiseln von der Reaktion der Weltöffentlichkeit ab. Vor allem die demokratischen Regierungen der Welt und die UNO sind verpflichtet, das Regime an seine „Schutzverantwortung“ zu erinnern und dies politisch und diplomatisch zu sanktionieren. Der Bruch der diplomatischen Beziehungen wäre eine der Sanktionsmöglichkeiten. Denn das Konzept der “Responsibility to Protect” macht jeden „Souverän“ für den Schutz seiner Bevölkerung verantwortlich. Sonst verliert er seine Souveränität. Kann oder will ein Staat dies nicht, geht die Verantwortung an die internationale Gemeinschaft über. Handelt bevor es zu spät ist!
09.12.2022